23./24. Juni 2023 - nächster Trauma-Kongress:

Methodenvielfalt in der Psychotraumatologie und die Wurzeln der Gewaltintrojekte

Das sich verändernde Trauma-Gedächtnis - Kongress 2017


Freitag, 16.06.2017, 1. Vortragstag

Zeit Sprecher Programm
12:00
Öffnung des Kongressbüros
13:00 DP Irina Vogt Eröffnungsworte
13:05 Dr. Ralf Vogt

Forschungskonzeption zu Gedächtnisniveauveränderungen bei Traumapatienten (Teil 1)

Zu Beginn sollen neue Erkenntnisse des SPIM 30-Modells in Bezug der neurobiologischen Verankerung mit der Polyvagal-Theorie von Porges sowie eigene Modellableitungen zur Klassifikation von Traumatypen, Täterbindungsstrukturen und der stufenweisen Gedächtnisrekonstruktionsarbeit theoretisch umrissen und in der praktischen Bedeutung erläutert werden. Dabei werden auch Brücken zu Beiträgen von amerikanischen Kollegen (Kluft, Putnam) sowie niederländischen Traumaspezialisten (Van der Hart, Nijenhuis, Steele) aufgezeigt und integrative Verbindungen hergestellt werden. Dadurch soll das 7-stufige Modell der SPIM 30 Theorie auch mit den wichtigsten Übersetzungen zu den Modellsprachen anderer bekannter Theorien für viele Kollegen noch transparenter werden.
Im Nachgang wird anhand von Fallbeispielen eine kleine Praxisstudie vorgestellt, in welcher systematisch die Veränderung von Traumagedächtnisinhalten einzelfallanalytisch und auf diagnostische Kleingruppen bezogen untersucht wurde. Gesetzmäßige, regelhafte oder empirisch häufige Resultate der Veränderungsprozesse werden hypothetisch beschrieben. Dabei soll das dynamische Verständnis der erinnerbaren oder notwendigerweise geschützten Traumamaterialien ein zentraler Fokus sein, der auch die zukünftige Gedächtnisforschung durch universitäre Einrichtungen praxisnah befruchten könnte.

13:30
Kurze Pause
13:35 Dipl. Kunsttherapeutin Sabine Hampf (Leipzig)

Verlorene Puzzlesteine wiederfinden: Kunsttherapeutische Elemente in der Traumatherapie 

Anhand eines Fallbeispiels wird aufgezeigt wie im Therapieprozess innere dissoziierte Erinnerungen mittels ganzheitlicher Elemente der Traumatherapie erinnerbar gemacht werden können. Innere Bilder werden mit Hilfe kunsttherapeutischer Elemente zu äußeren Bildern und können hilfreiche Unterstützung für den emotionalen Ausdruck und die traumatherapeutische Bearbeitung werden. Anhand von konkreten Beispielen aus der Praxis werden diese individuellen qualitativen Veränderungsprozesse in ihrer Dynamik mit anschaulichen Bildbelegen beschrieben.

14:00
Kurze Pause
14:05 Dipl.-Psych. Thomas Haudel (Berlin)

Szenische Traumaerinnerungsarbeit mit körper­psycho­thera­peutischen Interventionen 

Im Vortrag wir der Therapieverlauf eines Traumapatienten vorgestellt, bei dem zusätzlich zur tiefenpsychologisch-fundierten Methodik körperpsychotherapeutische Methoden nach dem SPIM 30 und aus der Biodynamik eingesetzt wurden. Es wird dargestellt, wie gerade durch den Einsatz dieser Interventionen besondere Fortschritte im Therapieverlauf erreicht werden konnten, dergestalt, dass der Patient durch die Aktivierung seines Körpergedächtnisses konkrete Handlungs­abläufe schrittweise erinnern konnte, die ihm bis dato meist unbewusst waren. Es handelt sich um einen Patienten mit multipler Gewalterfahrung in der Herkunftsfamilie und einem erlittenen sexuellen Missbrauch.

14.30
Kurze Pause
14:35 Dipl. Geogr. Salina Centgraf (Leipzig)

Pränatale Hirnentwicklung – Geburtstraumatisierungen und Schwangerschaft

Im Vortrag wird die beraterische Arbeit im Langzeitverlauf mit einer geburtstraumatisierten schwangeren Frau dargestellt. Es zeigt sich, dass während der Schwangerschaft Ängste in verschiedenen, sich wandelnden Erinnerungsphänomenen hervortreten, die schrittweise Rückschlüsse auf unterschiedliche traumatische Erfahrungen der Klientin zulassen, die aus der eigenen Schwanger­schafts- und Geburts­erfahrung resultieren. Präventive Maßnahmen können daher im Umkehrschluss ebenfalls die frühkindliche Hirnentwicklung sehr günstig beeinflussen. Dies geschieht im Psychotraumazentrum Leipzig e.V. mit Hilfe von Stabilisierung, Psychoedukation und zusätzlich mit Interventionen in Form von traumasensiblen Yoga-Schwangerenkursen.

15:00
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
15:30 PhD Renée P. Marks (Großbritannien)

Therapeutische Veränderungen im Gedächtnis von Kindern und Jugendlichen mit dissoziativen Traumastörungen (Teil 1)

Kinder, die an einem präverbalen Trauma leiden, haben oft ein mangelhaftes Traumagedächtnis mit vielen Lücken. Die äußeren Anzeichen bei Ihnen sind oft gestörte Verhaltensweisen, Emotionen, Wortfolgen und Spontanhandlungen.
Während der Traumabehandlung bemerken wir oft symbolische oder metaphorische Symptomatiken, bevor das verbale Gedächtnis zu arbeiten beginnt. Diese Durchbrüche stellen sich zunächst oft als Einwortsätze dar. Diese sind im Zusammenhang mit Emotionen als fragmentierte Traumamarker zu sehen. Während der Traumaexpositionsarbeit verändern sich diese Details signifikant und bekommen mehr Kontextbezug. Im Vortrag wird das sich verändernde Traumagedächtnis anhand von Fallbeispielen aus dem Kinder- und Jugendbereich beschrieben.

16:00
Kurze Pause
16:05 PD Dr. phil. Rosemarie Barwinski (Schweiz)

Die Integration traumatischer Erfahrungen (Teil 1)

Die psychische Integration traumatisierender Erlebnisse ist ein sehr komplexer Prozess, der nicht nur den Umgang mit überwältigenden Affekten umfasst, sondern mit Veränderungen in der psychischen Struktur des Patienten einhergeht. Da diese Veränderungen – vor allem, wenn es sich um die Folgen von Traumatisierungen handelt, die bereits in der frühen Kindheit stattgefunden haben – durchaus Jahre dauern können, geht es darum, langfristige Veränderungsprozesse verständlich zu machen. Anhand von Fallvignetten wird ein Modell vorgestellt, das beschreibt, welche psychischen Prozesse und Einsichten geleistet werden müssen, um solche zeitlich weit zurückliegenden, komplexen traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Das Modell wurde aufgrund der Ergebnisse einer eigenen Studie entwickelt, in der drei Langzeittherapien von schwer bis mittelschwer traumatisierten Patienten auf traumarelevante Veränderungsschritte untersucht wurden. Es wird aufgezeigt, welche Konsequenzen für die psychotherapeutische Praxis sich aufgrund der Ergebnisse der Studie ergeben.

16:35
Kurze Pause
16:40 PhD Valerie Sinason (Großbritannien)

Therapeutische Probleme und Gedächtniszugänge bei hochdissoziativen Patienten (Teil 1) 

Aus der langjährigen Erfahrung mit hochdissoziativen Patienten sollen zunächst grundlegende bindungsorientierte Regeln der Psychotraumaarbeit beschrieben werden, so wie sie in der Londoner Klinik seit Jahren Anwendung finden. Danach soll durch Fallanalysen mit Patienten, die unter einer Dissoziativen Identitätsstörung leiden, herausgearbeitet werden, welche allgemeinen und besonderen Verlaufsformen bei der Traumabearbeitung auftreten und mit welchen zum Teil originellen Interventionen diese Fallbeispiele und deren dazugehörigen Krisen angegangen wurden. Besonders kompliziert war dabei mit Klientinnen umzugehen, welche noch direkten oder verdeckten Täterkontakt in und außerhalb der Störungsherkunftsfamilien hatten. In theoretischer Nähe zum Introjektentstehungsmodell der SPIM 30-Theorie sollen eigene dissoziative Kategorievorschläge - wie die quaternäre Dissoziation - erläutert werden, welche sehr zum neuen Verständnis von Traumadynamiken bei hochdissoziativen PatientInnen beitragen können.

17:10
Diskussion, Abschlussstatements
17:30
Veranstaltungspause, keine Verkaufsstände
20:00
Tagungsfest mit Clowns, Tanz und kleinem Finger-Food-Buffett


Samstag, 17.06.2017, 2. Vortragstag

Zeit Sprecher Programm
8:00
Öffnung des Kongressbüros
9:00 PD Dr. phil. Rosemarie Barwinski (Schweiz)

Die Integration traumatischer Erfahrungen (Teil 2)

Die psychische Integration traumatisierender Erlebnisse ist ein sehr komplexer Prozess, der nicht nur den Umgang mit überwältigenden Affekten umfasst, sondern mit Veränderungen in der psychischen Struktur des Patienten einhergeht. Da diese Veränderungen – vor allem, wenn es sich um die Folgen von Traumatisierungen handelt, die bereits in der frühen Kindheit stattgefunden haben – durchaus Jahre dauern können, geht es darum, langfristige Veränderungsprozesse verständlich zu machen. Anhand von Fallvignetten wird ein Modell vorgestellt, das beschreibt, welche psychischen Prozesse und Einsichten geleistet werden müssen, um solche zeitlich weit zurückliegenden, komplexen traumatischen Erfahrungen zu verarbeiten. Das Modell wurde aufgrund der Ergebnisse einer eigenen Studie entwickelt, in der drei Langzeittherapien von schwer bis mittelschwer traumatisierten Patienten auf traumarelevante Veränderungsschritte untersucht wurden. Es wird aufgezeigt, welche Konsequenzen für die psychotherapeutische Praxis sich aufgrund der Ergebnisse der Studie ergeben.

10:00
Kurze Pause
10:05 PhD Renée P. Marks (Großbritannien)

Therapeutische Veränderungen im Gedächtnis von Kindern und Jugendlichen mit dissoziativen Traumastörungen (Teil 2)

Kinder, die an einem präverbalen Trauma leiden, haben oft ein mangelhaftes Traumagedächtnis mit vielen Lücken. Die äußeren Anzeichen bei Ihnen sind oft gestörte Verhaltensweisen, Emotionen, Wortfolgen und Spontanhandlungen.
Während der Traumabehandlung bemerken wir oft symbolische oder metaphorische Symptomatiken, bevor das verbale Gedächtnis zu arbeiten beginnt. Diese Durchbrüche stellen sich zunächst oft als Einwortsätze dar. Diese sind im Zusammenhang mit Emotionen als fragmentierte Traumamarker zu sehen. Während der Traumaexpositionsarbeit verändern sich diese Details signifikant und bekommen mehr Kontextbezug. Im Vortrag wird das sich verändernde Traumagedächtnis anhand von Fallbeispielen aus dem Kinder- und Jugendbereich beschrieben.

11:05
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
11:30 Dr. Ralf Vogt

Forschungskonzeption zu Gedächtnisniveauveränderungen bei Traumapatienten (Teil 2)

Zu Beginn sollen neue Erkenntnisse des SPIM 30-Modells in Bezug der neurobiologischen Verankerung mit der Polyvagal-Theorie von Porges sowie eigene Modellableitungen zur Klassifikation von Traumatypen, Täterbindungsstrukturen und der stufenweisen Gedächtnisrekonstruktionsarbeit theoretisch umrissen und in der praktischen Bedeutung erläutert werden. Dabei werden auch Brücken zu Beiträgen von amerikanischen Kollegen (Kluft, Putnam) sowie niederländischen Traumaspezialisten (Van der Hart, Nijenhuis, Steele) aufgezeigt und integrative Verbindungen hergestellt werden. Dadurch soll das 7-stufige Modell der SPIM 30 Theorie auch mit den wichtigsten Übersetzungen zu den Modellsprachen anderer bekannter Theorien für viele Kollegen noch transparenter werden.
Im Nachgang wird anhand von Fallbeispielen eine kleine Praxisstudie vorgestellt, in welcher systematisch die Veränderung von Traumagedächtnisinhalten einzelfallanalytisch und auf diagnostische Kleingruppen bezogen untersucht wurde. Gesetzmäßige, regelhafte oder empirisch häufige Resultate der Veränderungsprozesse werden hypothetisch beschrieben. Dabei soll das dynamische Verständnis der erinnerbaren oder notwendigerweise geschützten Traumamaterialien ein zentraler Fokus sein, der auch die zukünftige Gedächtnisforschung durch universitäre Einrichtungen praxisnah befruchten könnte.

12.30
Mittagsimbiß vor Ort sowie Buch-, CD-, Infostände
13:30 DP Irina Vogt (Leipzig)

Fallbeispiele für Gedächtnisverwirrungen bei dissoziativen Störungen

In Fallanalysen mit dissoziativen Traumapatienten werden empirisch Ereignisfolgen von Traumaexpositionen von mit sexueller Gewalt überrollter Frauen untersucht und in psychodynamischen Erkenntnisetappen beschrieben. Dabei wird besonders auf differenzierte Anteilearbeit eingegangen, die Voraussetzung und ständiges Begleitwerk bei solchen Klientinnen ist. Bemerkenswert ist dabei insbesondere, dass Täterintrojekte offenbar systematisch die analytische Erkenntnisarbeit immer wieder durchkreuzen und die weitere Traumaarbeit mit dissoziativer Reinszenierungskraft quasi zunichtemachen wollen. Diese Täterstrukturen scheinen zuweilen der Schlüssel für das Verständnis der zunächst abgespaltenen Traumainhalte zu sein. Sie entsprechen dem unbewusst verlängerten Täterwillen und schützen somit deren Verschleierungsabsicht, indem sie autoaggressive Strafen und labilisierende Rückfälle in der Innenregulation organisieren. Dazu sollen praktische Handhabungsformen für die Traumabehandlung gemäß dem SPIM 30-Modell und den dazugehörigen Settings beschrieben werden.

14:30
Kaffeepause sowie Buch-, CD-, Infostände
14:50 PhD Valerie Sinason (Großbritannien)

Therapeutische Probleme und Gedächtniszugänge bei hochdissoziativen Patienten (Teil 2) 

Aus der langjährigen Erfahrung mit hochdissoziativen Patienten sollen zunächst grundlegende bindungsorientierte Regeln der Psychotraumaarbeit beschrieben werden, so wie sie in der Londoner Klinik seit Jahren Anwendung finden. Danach soll durch Fallanalysen mit Patienten, die unter einer Dissoziativen Identitätsstörung leiden, herausgearbeitet werden, welche allgemeinen und besonderen Verlaufsformen bei der Traumabearbeitung auftreten und mit welchen zum Teil originellen Interventionen diese Fallbeispiele und deren dazugehörigen Krisen angegangen wurden. Besonders kompliziert war dabei mit Klientinnen umzugehen, welche noch direkten oder verdeckten Täterkontakt in und außerhalb der Störungsherkunftsfamilien hatten. In theoretischer Nähe zum Introjektentstehungsmodell der SPIM 30-Theorie sollen eigene dissoziative Kategorievorschläge - wie die quaternäre Dissoziation - erläutert werden, welche sehr zum neuen Verständnis von Traumadynamiken bei hochdissoziativen PatientInnen beitragen können.

15:50
Kurze Pause
15:55 MSc Psych Winja Lutz (Leipzig)

Im Einkauszentrum verloren gehen ist keine Kindes­miss­handlung – Loftus und die methodischen Fehler der Erinnerungs­forscher

Dieser Vortrag wird die verschiedenen Gedächtnisqualitäten unter normalen versus stressbelasteten und traumatischen Bedingungen umreißen, um dann den derzeitigen Forschungsstand zum sogenannten “Traumagedächtnis” vorzustellen.
Der Vortrag wird die Entstehung der sogenannten False-Memory-Syndrome Bewegung erläutern und anhand von Beispielen aufzeigen, welche Folgen diese Entwicklung für Psychotherapeuten und Opfer sexueller Traumatisierungen in der Kindheit hatten und haben.
Im Folgenden werden die drei wichtigsten Forschungsparadigmen, mit denen versucht wird falsche Erinnerungen zu belegen, vorgestellt und kritisch hinterfragt: Vorstellungsinflation, falsches Feedback und die Implantation von Erinnerungen.
Am Beispiel der Lost-In-The-Mall Studie von Elisabeth Loftus werden die vielfältigen methodischen Mängel der Gedächtnisforscher aufgezeigt, die im Rahmen der False-Memory-Syndrome Bewegung versuchen die Realität von dissoziativen Amnesien zu leugnen.

16:55
Kurze Pause
17:40
Diskussion, Abschlussstatements
17:30
Veranstaltungsende




Veranstalter

Trauma-Institut-Leipzig an der Akademie für Ganzheitliche Psychotherapie Fortbildungszyklen für Traumafachberater und Psychotraumatherapeuten

Akademie für Ganzheitliche Psychotherapie (gemeinnützige Organisation) Fortbildung in trauma- und körperorientierter schulenübergreifender Psychotherapie